Die ersten Tage in Kolumbien

Ich tauche ein in diese so andere Welt. Es ist warm, nachmittags richtig heiß. Schwitzend mache ich einen ersten Spaziergang hinaus aus dem Ort Caldas, 1,5 Stunden von Medellìn entfernt. Schnaufend geht es den Berg hinauf. Immerhin liegt der Ort Caldas, in dem ich nun erst einmal leben werde, auf ca. 1700m Höhe. Es ist alles noch unwirklich. Erst vor wenigen Tagen bin ich bei Eiseskälte zum Berliner Flughafen gefahren. Über 25 Stunden Reisezeit von Haus zu Haus. Reine Flugzeit mit 2 Zwischenstopps in Madrid und Bogotà 19 Stunden. Alles lief gut, das ständige obligatorische Tragen einer FFP2-Maske nervte etwas. Da ich sehr erschöpft war schlief ich viele Stunden und dank eines günstigen Upgrades hatte ich einen breiten Sitz und viel Beinfreiheit. Das war wunderbar: Kein Ellenbogengerangel um die Armlehnen mit den Sitznachbarn, kein störender breitbeinig sitzender Mensch neben mir.

Sehr bewusst nehme ich hier alles wahr: Saftige Grüntöne der üppigen Vegetation, blüten überall, tiefblauer Himmel, später Wolken und Regen, mein Herzklopfen, meine Freude hier zu sein, gesund und kraftvoll die Gegend erkundend. Bereits letzten Winter war ich hier und kenne den Weg. Das gibt mir Sicherheit. Manche Menschen grüßen mich, ein Lächeln und ein hallo wird meist erwidert. Ich gehe auf der wenig befahrenen Serpentinenstraße den Berg hinauf. Das erscheint mir die sicherste Variante, wenn ich allein unterwegs bin. Sicher in dem Sinn, dass ich mich nicht verlaufe und noch andere Menschen unterwegs sind. So richtig durch die engen, verwinkelten Gassen zu gehen traue ich mich nicht so recht. Denn natürlich werde ich sofort als gringa erkannt, so nennen die Menschen hier alle Ausländerinnen. Diesen Blicken wollte ich mich an diesem Tag nicht so sehr aussetzen. Ja, ich bin Ausländerin hier und werde mich daran gewöhnen. Die Menschen begegnen mir mit viel Wohlwollen und sehr freundlich. Das liebe ich hier sehr: Die warmherzige, offene Art der Menschen. Ganz leicht komme ich ins Gespräch, u.a. mit einem Mann, bei dem ich eine Wasserflasche kaufe. Mein Spanisch ist ganz gut und ich genieße die Unterhaltung, die diese Standardfragen beinhaltet: wo kommst du her, seit wann bist du da, hast du hier Familie, wie lange bleibst du, was gefällt dir hier, warst du schon einmal da? Und ich antworte und frage: Ist der Weg sicher? Bist Du hier aufgewachsen?… Und gerade merke ich, dass ich viel weniger gefragt habe und nehme mir vor, das nächste Mal mehr zu fragen. Die Antwort auf meine Frage, ob es gefährlich ist, den Berg weiter hinauf zu gehen war interessant: es komme auf meine Haltung und innere Einstellung an. Wenn ich selbstbewusst meinen Weg gehe und darauf vertraue, dass Gott mich beschütze, werde mir nichts passieren. So sei das überall auf der Welt. Schließlich ging ich weiter den Berg hinauf, bis ich einen pinkelnden Mann am Wegesrand sah, an dem ich nicht vorbei gehen wollte. Auch hier pinkeln Männer wo es ihnen gerade passt…

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Mein Leben in Kolumbien

Seit Dezember 2021 lebe ich in Kolumbien. Ich habe mich in Deutschland abgemeldet um hier ein "neues" Leben zu beginnen. Das ist aufregend, abenteuerlich und spannend. Ich gebe in meinem Blog Einblicke in mein Leben hier. Und ich möchte dazu beitragen dass sich der schlechte Ruf den Kolumbien wegen Drogenhandel, Krieg und Kriminalität hat, wandelt. Die allermeisten Menschen hier sehnen sich nach einem Leben in Frieden, Sicherheit, mit weniger sozialer Ungleichheit und weniger Armut. Die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen ist herzerwärmend. Die tropische Natur ist wunderschön.

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