Umzug auf kolumbianische Art

La mudanza – der Umzug

Was hier anders ist

🙂 Umzugsfirma beauftragen

4 Tage vor unserem gewünschten Umzugstag rief Olga verschiedene Umzusunternehmen an. Mir erschien das sehr kurzfristig und ich fürchtete, dass es nicht klappt… Denn: Ich plane deutschtypisch langfristiger. Und: Ich lerne, dass es auch anders geht. Wir wollten auch endlich aufs Land ziehen.

+ Wochenlanges Hin und Her

Wochenlang fuhren wir häufig zu dem von uns gemieteten Haus in Guarne, 2 Autostunden von unserer bisherigen Wohnung entfernt und campierten dort auf Luftmatratzen und organisierten eine Grundreinigung. Entsetzt stellten wir,glücklicherweise vor unserem Einzug, fest,dass das Abwasser aus Küche und Badezimmern nicht abfloss. Es bildete sich vor dem Haus ein stinkender kleiner See. Es war klar, so können wir nicht einziehen. Die Vermietagentur schickte einen Arbeiter, der schließlich 3 mal kommen musste,um den Abfluss frei zu bekommen… Ich fürchtete schon,dass das ein sehr großer Schaden sein und dass sich die Reparatur durch den Vermieter länger hinziehen könnte. Und ich haderte schon ein wenig damit,dass wir dieses Haus ab 2.1. gemietet haben und es nicht nutzen konnten.

Kolumbianische Zuversicht

Für KolumbianerInnen ist all das gar nicht so tragisch. Gelassen nehmen sie Unwägbarkeiten zur Kenntnis und mit unerschütterlichem Optimismus glauben sie an eine zeitnahe Lösung. Das bewundere ich und übe mich in dieser zuversichtlichen Haltung.

+ Kolumbianische Umzugskartons

Wir fragten in umliegenden kleinen Läden nach normalen Kartons, kauften noch weitere auseinandergefaltete dazu. Diese waren teils sehr wabbelig, so dass wir damit beschäftigt waren, diese mit zig Meter Klebeband zu bepackbaren, einigermaßen stabilen Kartons zusammenzukleben. Es leben die Umzugskartons aus deutschen Baumärkten…Solche scheint es hier nicht oder nur sehr teuer zu geben. Und: Auf die kolumbianische Art geht es auch!

+ Alles wurde gut

Der Schaden wurde behoben, der Müll und Schutt vom Gelände, wie von der Vermietagentur versprochen, entfernt, das meterhohe Gras auf dem steilen Grundstück mit Ekektrosense geschnitten. Juhuu! Gustavo, der Arbeiter,der alles kann und sich mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein alles zutraut, entpuppte sich als gelernter Elektriker. Dankbar engagieren wir ihn. Er verlegt Leitungen und installiert uns Lampen. Er besorgt auch, nach Rücksprache mit uns vom Laden aus, die Lampen. Und die Bezahlung erfolgt per Tagessatz von umgerechnet 26 Euros. Dienstleistungen sind hier aus Eurosicht extrem günstig und dieser Arbeiter macht uns wohl auch einen Freundschaftspreis…Ich glaube er ist gerne hier bei uns und er hat Interesse an einem Coaching mit mir. Mal sehen ob wir unsere Dienstleistungen tauschen werden.

Auf dem Motorrad wird alles Mögliche auf teils abenteuerliche Weise transportiert…

Wieder in Kolumbien

Wieder hier angekommen – ein erneuter Kulturschock

Seit mehreren Wochen bin ich nun wieder in Caldas bei Medellín in Kolumbien. Nach fast 3 Monaten in Deutschland fiel mir das Wiederankommen hier anfangs etwas schwer. Diese Welt hier ist so anders, ich erlebte nochmals einen kleinen Kulturschock. Es kam mir alles so laut vor, laute Autos, riesige brummende LKWs, der chaotische Verkehr in dem alle drängeln, rechts und links überholt wird und es in den Hauptverkehrszeiten ein unbeschreibliches Durcheinander und lange Staus gibt, auch auf den sogenannten Autobahnen geht es lebendig zu: Da sind Autos, sehr viele Motorräder, Fahrräder, Menschen, Pferde, am Straßenrand Hunde unterwegs… abends fahren zahlreiche Motorräder ohne Licht und mit riskanten, lebensgefährlichen Fahrmanövern, dass mir regelmäßig der Atem stockt.

Was wieder wunderbar ist

Die Menschen hier sind so herzlich, das Wiedersehen mit meiner Wahlfamilie war sehr berührend, das Wiedereintauchen in die Biodanzafamilie sehr nährend. Einfach schön. Die Stimmung der Menschen ist hier besser als in Deutschland. Es klagt oder meckert keiner, die Menschen genießen das Leben, akzeptieren das, was sie nicht verändern können, hören fast ständig Musik, singen oft mit.

Hundeverliebt

Glücklich mit 5 Hunden

Seit 2 Wochen hüten wir die Finca von Freunden, versorgen die 3 Katzen und kümmern uns um die 5 Hunde,die den ganzen Tag draußen auf dem großen eingezäunten Grundstück sind. Es sind 2 Welpen im Alter von 6 Monaten,das Muttertier der Rasse Cano Corso,ein weißer Boxer und ein kleiner Mischlingshund. Zu einer Finca gehören hier immer auch Hunde, die als Wachhunde dienen. Ich entdecke meine Liebe zu diesen wunderbar freundlichen und verschmusten Hündinnen. Von einem Hundetrainer lerne ich, wie man ihnen etwas beibringt. Es ist solch eine Freude, wenn sie einen begrüßen, Streicheln einfordern und eine Beziehung zu ihnen entsteht. Oxytozynausschüttungen sorgen mehrmals täglich für Glücksgefühle.

Abenteuer Motorrad fahren

Herausfordernd und schön

In Berlin war ich gerne mit meinem roten Motorroller unterwegs. Im bergigen Kolumbien mit den vielen Schotterstraßen und Schlaglöchern fährt man besser mit einem gut gefederten, geländegängigen Motorrad. Ich gewöhne mich langsam an die steilen Straßen, an Schlaglöcher, hupende, rechts und links rasant und riskant überholende Fahrzeuge, Schlaglöcher, Pferde, Menschen und Hunde auf den Straßen und übe das Fahren mit Schaltung. Mir gefällt dieses Dazulernen. Und es ist wahrlich ein Abenteuer in dieser tropischen Landschaft unterwegs zu sein. Die Ausblicke auf die Berge sind immer wieder atemberaubend schön.

Die gewaltreiche Seite Kolumbiens

Kolumbien hat eine sehr gewaltreiche Geschichte. Seit über 70 Jahren herrschen Gewalt und kriegerische Auseinandersetzungen in vielen Regionen dieses schönen Landes. 2016 wurde zwischen der Regierung und der Guerillaorganisation Farc nach jahrelangen Verhandlungen ein Friedensvertrag geschlossen. Die Hoffnung der Menschen war groß, dass die Gewalt ein Ende haben würde. Die Skepsis, dass das gelingt, war ebensogroß. Die Ernüchterung: es hat sich wenig geändert: Die Umsetzung der Entmilitarisierung und Resozialisierung der ehemaligen Guerillakämpfer stockt, Gelder werden nicht wie geplant freigegeben, Programme nicht umgesetzt, in den letzten beiden Jahren wohl auch wegen der Pandemie. Nach wie vor gibt es Gewalt und auch die rechtsgerichtete Regierung und Paramilitärs sind daran beteiligt.

Gewalt, Guerrilla, Paramilitär, Vertreibung, Korruption, Mafia, Kriminalität

Es ist undurchschaubare, komplexe Gemengelage. Sozial engagierte Menschen, die sich für ein friedvolles Gemeinwesen und die Rechte der indigenen Bevölkerung einsetzen, werden umgebracht. Allein dieses Jahr gab es über 60 Morde. Das Machtvakuum in den Gebieten, in denen die Guerrilla ihre Waffen tatsächlich abgegeben hat, haben teilweise kriminelle Gruppen genutzt. In einigen Gegenden auf dem Land gibt es mafiöse und kriminelle Strukturen, Vertreibungen und Schutzgelderpressungen. Es gibt mehrere Millionenen Binnenflüchtlinge, die nur so ihr Leben retten können. Viele Kolumbianer*innen leben im Ausland. Was für eine Realität.

Polizei- und Militärpräsenz

Im Alltag merke ich wenig von der gewaltreichen Realität in manchen Gegenden des Landes. Was auffällt: In den Städten und Dörfern gibt es relativ viel Polizeipräsenz in schusssicheren Westen. Mir suggeriert das ein gewisses Maß an Sicherheit. Öffentliche Gebäude werden von privaten Sicherheitskräften bewacht, auch Militär ist häufig präsent, teils mit furchteinflößenden Waffen. Vor allem in großen Städten bin ich achtsam unterwegs. Wenn es dunkel ist bewege ich mich alleine nur in belebten Gegenden. Wie sicher leben wir doch in Deutschland…

Demokratische Wahlen?

Ende Mai sind hier Wahlen. Die Hoffnung auf positive Veränderungen sind gering. Korruption scheint alle Parteien zu durchdringen. Der Einfluss multinationaler Konzerne ist groß. In Medellín gab es diese Woche Demonstrationen, bei denen stets die Gefahr von gewaltreichen Auseinandersetzungen besteht. Es gibt keine Tradition friedlicher Demonstrationen, auf denen auch regierungskritische Haltungen akzeptiert werden. Daher halte ich mich von Menschenansammlungen fern, zumal vor den Wahlen vor Unruhen gewarnt wird.

Umgang mit der Realität

Fast jede Familie hat jemanden aus der Familie durch eine Gewalttat verloren. Wenn ich Menschen auf die gewaltreiche Realität anspreche, zucken sie mit den Schultern und sagen, ja, das sei schlimm, aber was solle man machen. Es ist eine Mischung aus Resignation und Akzeptanz. Und: Ein Rückzug ins Private, ein Leben im Moment, im Hier und Heute nach dem Motto „Wer weiß, was morgen ist“. An den Wochenenden wird lautstark gefeiert. Ich staune immer wieder über die gute Laune und herzliche Freundlichkeit der meisten Menschen, egal ob sie arm oder reich sind.

Medellín, auf 1500m Höhe, umgeben von hohen Bergen

Über 4 Monate in Kolumbien

Kleine Bilanz

Die Zeit Sie scheint zu verfliegen. Was für ein Ausdruck. Zeit ist doch immer gleich viel da. Es ist die Frage wie wir sie erleben. Ich erlebe eine intensive Zeit, reich an neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Eindrücken, lerne viel dazu, lerne mich besser kennen, lerne Menschen kennen, die Kultur und wie das Leben hier gelebt wird. Es ist so, wie ich schon bei der Planung meines Umzuges nach Kolumbien gedacht habe: es ist vor allem eine Reise zu mir selbst. Mit Höhen und Tiefen. Glücklichen und weniger glücklichen Momenten. Und mit einem neuen Alltag, den ich mir frei gestalten kann, da ich viel unverplante Zeit habe. Hierfür bin ich dankbar.

Krieg Dieser Krieg in der Ukraine nimmt mich sehr mit und ich fürchte mich vor einer noch größeren Eskalation. Er ist so sinnlos, bringt Tod und Leid. Er ist auch hier Thema und macht die Menschen betroffen. Ich spüre meine Ohnmacht. Was kann ich tun? Ich habe Geld für die Flüchtlingshilfe gespendet. Und ich habe beschlossen, mein Leben trotzdem weiter zu genießen, gut für mich zu sorgen und weiterhin liebevolle, friedvolle Beziehungen zu gestalten und zu pflegen.

Das Zusammenleben in der 50qm-kleinen Wohnung zu zweit ist schön und bereichernd. Ich bin ja auch deshalb hierhergezogen, weil ich zu Beginn der Pandemiezeit in Deutschland gemerkt habe, dass ich nicht mehr allein leben möchte. Wir haben die Wohnung schön weiß gestrichen, Türen einbauen lassen und ich habe mein kleines Zimmer schön eingerichtet. Und es ist auch herausfordernd, weil ich mich an die hiesigen Gegebenheiten erst anpassen musste und das Zusammenleben so manche Absprachen verlangt. Da werde ich mit meinen Eigenarten und Gewohnheiten aus jahrzehntelangem Alleinleben ganz schön konfrontiert. Auch sprachlich bin ich sehr gefordert und so manches Missverständnis galt es schon zu klären. Es lebe die Kommunikation! Ich gönne mir immer wieder Auszeiten auf dem Land im schönen Jardin, über die ich an anderer Stelle schon geschrieben habe.

Der Straßenverkehr Der Verkehr ist chaotisch und laut, als Fussgänger*in wird man selbst an den Zebrastreifen nicht beachtet. Motorräder schlängeln sich durch die Autoschlangen, überholen rechts und links auf halsbrecherische Weise. Die Busse rasen knatternd durch die Straßen, alle scheinen es eilig zu haben. Sie halten in der Stadt auf Zuruf oder Zuwinken dort, wo man ein- bzw. aussteigen möchte. Das finde ich wunderbar. Und ein paar feste Haltestellen gibt es auch. Eine Ansage im Bus, wie diese heißen, gibt es jedoch nicht. Beeindruckend sind die riesigen, lauten, furchteinflößenden Lastwagen, die über die Straßen brettern.

Freundliche Begegnungen Zwangsläufig muss ich, wenn ich alleine unterwegs bin, oft fragen und um Orientierungshilfe bitten. So manches Mal ergeben sich daraus schöne Gespräche. Mir wird dabei häufig viel Wertschätzung geschenkt, ich werde in Kolumbien willkommen geheißen. Das berührt mich immer wieder sehr. Wir Deutschen haben hier einen guten Ruf.

Freundliche Menschen Die meisten Menschen grüßen den Busfahrer beim Einsteigen und bedanken sich. Auch beim Aussteigen fehlt selten das gracias = danke. Das gefällt mir sehr. In den Berliner Bussen habe ich das danke selten gehört. Das ist schade. Denn ein Danke ist doch, genau wie ein Lächeln eine so schöne Geste und stellt eine wunderbare Verbindung zwischen Menschen her.

So viel Herzenswärme

Wohltuende Alltagsbegegnungen mit fremden Menschen

Die Menschen in Antioquia, der Region um Medellín, sind so freundlich, dass mir immer wieder das Herz aufgeht und ich mich daran erinnere, warum ich genau in dieser Gegend hier in Kolumbien lebe. Es ist so leicht ins Gespräch zu kommen und ich bin froh, dass ich gut spanisch spreche und mein Spanisch nicht zuletzt durch die Kontaktfreudigkeit der Menschen hier immer noch besser wird. Zwei Begegnungen:

  1. Spaziergang durch ein Viertel am Hang Neulich war ich in einer vereda, einem Viertel außerhalb des Ortes, alleine spazieren. Es kostete mich ein wenig Mut, alleine durch die sehr engen, steilen, verwinkelten Gassen zu gehen. Über die grob gehauenen, unebenen Betontreppen ohne Geländer stolperte ich hinunter. Die Häuser sind in den Hang gebaut, Straßen für Autos gibt es an der Stelle nicht. Zwangsläufig komme ich dicht an den sehr einfachen Häusern vorbei. Ich fühlte mich etwas als Eindringling. Da mich jedoch fast alle Menschen freundlich grüßten und mir noch einen guten Tag und Gottes Segen wünschten, ging ich voller Vertrauen weiter. Auf einer kleinen Terrasse grüßte mich ein Ehepaar, Diana und Guillermo, besonders freundlich. Ich bewunderte ihre knallrote Hauswand und wir kamen ins Gespräch und verabredeten, dass ich an ihrer Tür klopfe, wenn ich wieder hier vorbeikomme. Dies tat ich einige Wochen später, wurde aufs Herzlichste begrüßt und hocherfreut ins Haus gebeten. Diana schickte eilig einen Jungen zum Lädchen an der Ecke, damit er Joghurt und Kekse für mich kaufen solle. Die Begegnung war so herzlich, so freundlich. Diana erzählte mir, dass sie gute tamales kocht und verkauft. Das ist eine hiesige Spezialität. Gemüse und verschiedene Fleischsorten werden in Banananblätter eingewickelt gedünstet. Sie will mich mal zum Essen einladen und mit mir in den Bergen wandern. Ich bin gespannt, wie der Kontakt weitergeht.
  2. Im Bus ins Zentrum von Medellín. Ich stieg alleine in den Bus ins Zentrum von Medellín. Ziel war eine Art Baumarkt. Haltestellen gibt es kaum und wenn, dann sind sie meist namenlos. Ansagen oder Anzeigen, wo der Bus hält gibt es gar nicht. Der Bus hält, wo man aus- bzw. einsteigen möchte. Das ist sehr bequem und freundlich, wenn man weiß, wo man aussteigen muss, um zu seinem Ziel zu kommen. Das ist immer wieder aufregend und zwangsläufig muss man andere Fahrgäste oder den Busfahrer fragen. Ich habe hier tatsächlich erst sehr wenige Busfahrerinnen erlebt. Eine Frau saß bei besagter Fahrt im Bus neben mir. Ihr Mann bat den Busfahrer sie an der Puente 4 sur rauszulassen. Ich vergewisserte mich bei ihr, wo sie aussteigen wollen und erfuhr, dass wir tatsächlich dasselbe Ziel hatten und schon waren wir im angeregten Gespräch und lernten uns kennen. Die 40 minütige Fahrt verging wie im Flug. Wir tauschten Telefonnummern aus und ich bin gespannt, ob wir uns wiedersehen.

Den Deutschen wird hier, wie allen Ausländer*innen sehr viel Wertschätzung, Interesse und Offenheit entgegengebracht. Mich freut und wundert das zugleich und manchmal ist es mir fast zu viel des Guten. Viele äußern auch eine Bewunderung für Deutschland. Bewundert wird der Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg, die Schaffermentalität, der Wohlstand und die Exportstärke. Ich bin immer wieder erstaunt, dass viele Menschen hier etwas über die deutsche Geschichte wissen.

Die wenigsten Häuser sind verputzt
Es geht echt steil hinauf

Beim Optiker in Medellín

Neue Brillengläser für mehr Durchblick

Vom vielen PC- und Smartphonegucken oder alters- oder genetisch bedingt hat sich meine Sehfähigkeit verschlechtert. Seit Monaten schon schob ich einen Besuch im Optikerladen vor mir her und nahm mir vor in Medellín zu Olgas Optiker ihres Vertrauens zu gehen, von dem sie mir vorgeschwärmt hat. Sie begleitete mich, worüber ich aus drei Gründen wirklich froh war.

  1. Verwirrende Adressangaben. Adressen zu finden ist echt kompliziert in Kolumbien, erst recht in den Großstädten. Medellín ist mit ca. 3,5 Mill. Menschen die zweitgrößte Stadt Kolumbiens. Selbst Taxifahrer*innen haben oft Mühe Adressen zu finden, trotz Navigationsgerät. Es gibt hier kaum Straßennamen.Die Straßen haben Nummern und Buchstaben. Und es gibt calles=Straßen und carreras=Straßen und diagonales=diagonale Straßen und transversales=???, also ich habe da noch nie durchgeblickt.
  2. Ohrenbetäubender Lärm. Das Optikergeschäft liegt an einer sehr befahrenen Straße und ist bei diesem schönen Dauersommerwetter zu dieser hin komplett offen. Das ist gut, um die Coronaansteckungsgefahr zu minimieren. Da aber Autos, Busse, Lastwagen, Motorräder vorbeidonnern, konnte ich bei der Aufnahme meines Anliegens und meiner Daten kaum ein Wort verstehen. Und mit Maske ist es ohnehin schwierig für mich etwas zu verstehen.
  3. Wiedersehen macht Freude. Der Optiker freute sich sehr Olga wiederzusehen. Und ich fühlte mich schnell auch ganz wohl und war voller Vertrauen in seine Kompetenz. Zu zweit macht das einfach auch mehr Spaß und hinterher waren wir lecker essen.

Die Augenuntersuchung und der Sehtest erfolgten glücklicherweise im ruhigeren hinteren Teil des Ladens, so dass ich mich selbst verständigen konnte. Diese Unabhängigkeit von anderen ist mir wichtig merke ich immer wieder… Anders betrachtet: Ich darf lernen, dass ich Hilfe annehmen darf ohne mich klein und abhängig zu fühlen. Von der Technik war ich beeindruckt und bin sehr gespannt auf meine neuen Brillen, eine davon ist speziell für die Arbeit am PC. Beide werden in meine bisherigen Brillengestelle montiert. Ein Hoch auf die Gewohnheit und die Leichtigkeit meiner Gestelle. Das Ganze kostet hier viel weniger als in Deutschland. Mal sehen, wie ich damit zurechtkomme.

El año nuevo – das Neue Jahr

Ich wünsche Dir ein Neues Jahr voller Glück, Gesundheit und Gelassenheit, sympathische 3 G fällt mir da gerade auf ; )) Und: Viel Liebe und inneren und äußeren Frieden!

Liebe und Frieden wünschen sich die Menschen hier in Kolumbien oft, nicht nur zum Neuen Jahr. Möglicherweise liegt der Wunsch nach Frieden daran, dass es hier seit Jahrzehnten kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Guerillagruppen, Paramilitärs, Mafia, Kriminellen gibt, mit vielen Opfern, Traumatisierten, Vertriebenen, Millionen von Binnenflüchtlingen und die meisten Menschen sehnen sich sicherlich nach Frieden und Sicherheit. Die Ungleichheit zwischen wenigen Reichen und vielen armen Menschen ist krass, die Armut groß. Das ist täglich sichtbar, wenn man mit offnen Augen durch die Straßen geht. Und ständig muss man an die Sicherheit denken und wie und mit wem man sich v.a. nachts draußen sicher bewegt. Wie es mir damit geht und wie ich damit versuche umzugehen, darüber werde ich einen eigenen Artikel schreiben. Zurück zu den guten Wünschen: Wer sehnt sich nicht nach Liebe? Liebe zu anderen Menschen, Liebe zu sich selbst, Liebe zur Natur, zu dem Schönen, zu dem was das eigene Leben lebenswert macht… El año nuevo, bei uns Silvester, wird mit Böllern, ausgelassenen fiestas, familiären Zusammenkünften privat, in Bars, Restaurants und auch auf den Straßen gefeiert. Es wird getanzt, sehr laut Musik gehört und teils exzessiv Alkohol getrunken. Am 1.1. bin ich am frühen Abend (um 18.30 Uhr wird es hier schnell dunkel) durch den Ort gegangen und war sehr erstaunt über die Atmosphäre in den Straßen im Zentrum: Aus den vielen Bars, Cafés und Restaurants schallte ohrenbetäubend laute spanische Musik aus riesigen Boxen, die Menschen unterhielten sich laut und temperamentvoll, viele sangen die Texte voller Inbrunst mit. Es waren bei lauem Sommerwetter viele Menschen unterwegs, flanierten durch die Gassen, grüßten einander. Mir war das laute Treiben schnell zu viel und ich war froh, dass es in unserem Wohnblock etwas entfernt vom Ortszentrum relativ ruhig war. Es wummert auch hier oft laute Musik aus der Nachbarschaft, so dass ich tief durchatmen muss und, wenn die Musik mir nicht gefällt, zu meinen Ohrstöpseln greife. Was für eine lautstarke Feierkultur. Je lauter desto Lebensfreude, so scheint es. Den Moment leben, feiern, ausgelassen sein, nach dem Motto wer weiß was morgen ist… Das Hier und Jetzt, das Zusammensein und das Leben ausgelassen feiernd. Irgendwie ist das auch beeindruckend.

Nachts leuchteten in diesen Tagen immer wieder globos am Himmel, das sind Ballons, die mit Feuer betrieben werden und hoch hinaufsteigen. Einmal sahen wir 80 – 100 am Himmel. Es sah phantastisch aus. Wir hofften sehr, dass nichts passiert, dass alle irgendwann in der Luft verbrennen und kein Feuer gelegt wird.

Geselliges Kochen über offenem Feuer

Am Neujahrstag machen die Menschen auf den Straßen vor ihren Häusern in riesigen Töpfen über Holzfeuer Sancocho. Das ist ein Eintopf, der, über Holzfeuer gekocht, besonders gut schmeckt. Diese Zutaten werden lange miteinander gekocht: Kartoffeln, Kochbananen, Hähnchenfleich, Rindfleisch, Koriander, Zwiebeln, Jukka. Dazu wird Reis, Avocado und Salat gegessen. Lecker!

Eindrücke aus Medellín und Umgebung

Schnelle, spontane Fotos, unbemerkt aufgenommen.

Obst – und Gemüseladen
Ein Weihnachten für alle
Ein Kindergarten
Es gibt Zebrastreifen – doch nur selten halten Autos…Als Fußgänger*in muss man aufpassen wie ein Luchs

Blick aus dem Taxi

Faszinierende elektrische Installationen
Es ist sehr bergig, bis ca. 60 Grad Steigung bzw. Gefälle
Blick aus dem Auto
Die ebenerdigen Fenster sind fast immer vergittert…das gibt Sicherheit