Auf dem Land-juhuu!

Umzug geschafft-Jetzt machen wir es uns schön

… und erholen uns. Doch im Haus gibt es noch Einiges zu tun: Elektroleitungen verlegen lassen, Lampen anbringen, tropfende Wasserhähne reparieren, Türen einbauen…

Und auf dem Grundstück Bäume und Büsche von Schlingpflanzen, der schwarzäugigen Susanne, befreien. Diese so schön orangeschwarz blühende Pflanze ist hier eine Plage. Sie überzieht alles und zerstört die Vegetation.

Mir gefällt es sehr auf dem großen Grundstück alles zu entdecken und aktiv zu sein: Holz sammeln, Bäume und Büsche beschneiden, Unkraut entfernen, damit die Pflanzen Luft und Wasser abbekommen.

Tropische Vegetation

Auf unserem Grundstück gibt es eine Kaffepflanze, Palmen, Lilien, Agaven, einen Eukalyptusbaum, blühende Büsche, Bambus, Fichten. Wir haben Gartengeräte gekauft und ich bin begeistert den ganzen Tag bei Sonnenschein draußen zu sein und herumzuwerkeln. Es ist so wunderbar, dass die Sonne jeden Tag scheint! Da ich wenig bis keine Ahnung von Gartenarbeit habe, schon gar nicht in den Tropen, mache ich alles intuitiv und genieße es, mich körperlich zu verausgaben. Das ist so befriedigend und auch meditativ.

Die Sonne sticht

Nur ein Mal war ich stundenlang ohne Sonnenhut und ohne Sonnencreme im Gesicht draußen. Das Ergebnis: Ein knallrotes Gesicht, ein kleiner Sonnenstich mit 2 Tagen Kopfschmerzen und die Erkenntnis, dass ich mich besser schützen muss. Lange Hosen und lange Ärmel sind ohnehin wichtig wegen der Dornen und Stechfliegen.

Kaffeepflanze

Leben auf 2100m Höhe

Tagsüber scheint wunderbar die Sonne. Nachts, morgens und abends dagegen wird es richtig kühl, bis ca. 12 Grad. Ohne Heizung ist das echt frisch. Glücklicherweise hält sich die Sonnenwärme gut im Haus. Mal sehen wie das im sogenannten hiesigen Winter wird, wenn es täglich regnet. Spätestens dann probieren wir den offenen Kamin aus. Ich liebe es Feuer zu machen!

Die ersten Tage in Kolumbien

Ich tauche ein in diese so andere Welt. Es ist warm, nachmittags richtig heiß. Schwitzend mache ich einen ersten Spaziergang hinaus aus dem Ort Caldas, 1,5 Stunden von Medellìn entfernt. Schnaufend geht es den Berg hinauf. Immerhin liegt der Ort Caldas, in dem ich nun erst einmal leben werde, auf ca. 1700m Höhe. Es ist alles noch unwirklich. Erst vor wenigen Tagen bin ich bei Eiseskälte zum Berliner Flughafen gefahren. Über 25 Stunden Reisezeit von Haus zu Haus. Reine Flugzeit mit 2 Zwischenstopps in Madrid und Bogotà 19 Stunden. Alles lief gut, das ständige obligatorische Tragen einer FFP2-Maske nervte etwas. Da ich sehr erschöpft war schlief ich viele Stunden und dank eines günstigen Upgrades hatte ich einen breiten Sitz und viel Beinfreiheit. Das war wunderbar: Kein Ellenbogengerangel um die Armlehnen mit den Sitznachbarn, kein störender breitbeinig sitzender Mensch neben mir.

Sehr bewusst nehme ich hier alles wahr: Saftige Grüntöne der üppigen Vegetation, blüten überall, tiefblauer Himmel, später Wolken und Regen, mein Herzklopfen, meine Freude hier zu sein, gesund und kraftvoll die Gegend erkundend. Bereits letzten Winter war ich hier und kenne den Weg. Das gibt mir Sicherheit. Manche Menschen grüßen mich, ein Lächeln und ein hallo wird meist erwidert. Ich gehe auf der wenig befahrenen Serpentinenstraße den Berg hinauf. Das erscheint mir die sicherste Variante, wenn ich allein unterwegs bin. Sicher in dem Sinn, dass ich mich nicht verlaufe und noch andere Menschen unterwegs sind. So richtig durch die engen, verwinkelten Gassen zu gehen traue ich mich nicht so recht. Denn natürlich werde ich sofort als gringa erkannt, so nennen die Menschen hier alle Ausländerinnen. Diesen Blicken wollte ich mich an diesem Tag nicht so sehr aussetzen. Ja, ich bin Ausländerin hier und werde mich daran gewöhnen. Die Menschen begegnen mir mit viel Wohlwollen und sehr freundlich. Das liebe ich hier sehr: Die warmherzige, offene Art der Menschen. Ganz leicht komme ich ins Gespräch, u.a. mit einem Mann, bei dem ich eine Wasserflasche kaufe. Mein Spanisch ist ganz gut und ich genieße die Unterhaltung, die diese Standardfragen beinhaltet: wo kommst du her, seit wann bist du da, hast du hier Familie, wie lange bleibst du, was gefällt dir hier, warst du schon einmal da? Und ich antworte und frage: Ist der Weg sicher? Bist Du hier aufgewachsen?… Und gerade merke ich, dass ich viel weniger gefragt habe und nehme mir vor, das nächste Mal mehr zu fragen. Die Antwort auf meine Frage, ob es gefährlich ist, den Berg weiter hinauf zu gehen war interessant: es komme auf meine Haltung und innere Einstellung an. Wenn ich selbstbewusst meinen Weg gehe und darauf vertraue, dass Gott mich beschütze, werde mir nichts passieren. So sei das überall auf der Welt. Schließlich ging ich weiter den Berg hinauf, bis ich einen pinkelnden Mann am Wegesrand sah, an dem ich nicht vorbei gehen wollte. Auch hier pinkeln Männer wo es ihnen gerade passt…