Wohltuende Alltagsbegegnungen mit fremden Menschen
Die Menschen in Antioquia, der Region um Medellín, sind so freundlich, dass mir immer wieder das Herz aufgeht und ich mich daran erinnere, warum ich genau in dieser Gegend hier in Kolumbien lebe. Es ist so leicht ins Gespräch zu kommen und ich bin froh, dass ich gut spanisch spreche und mein Spanisch nicht zuletzt durch die Kontaktfreudigkeit der Menschen hier immer noch besser wird. Zwei Begegnungen:
- Spaziergang durch ein Viertel am Hang Neulich war ich in einer vereda, einem Viertel außerhalb des Ortes, alleine spazieren. Es kostete mich ein wenig Mut, alleine durch die sehr engen, steilen, verwinkelten Gassen zu gehen. Über die grob gehauenen, unebenen Betontreppen ohne Geländer stolperte ich hinunter. Die Häuser sind in den Hang gebaut, Straßen für Autos gibt es an der Stelle nicht. Zwangsläufig komme ich dicht an den sehr einfachen Häusern vorbei. Ich fühlte mich etwas als Eindringling. Da mich jedoch fast alle Menschen freundlich grüßten und mir noch einen guten Tag und Gottes Segen wünschten, ging ich voller Vertrauen weiter. Auf einer kleinen Terrasse grüßte mich ein Ehepaar, Diana und Guillermo, besonders freundlich. Ich bewunderte ihre knallrote Hauswand und wir kamen ins Gespräch und verabredeten, dass ich an ihrer Tür klopfe, wenn ich wieder hier vorbeikomme. Dies tat ich einige Wochen später, wurde aufs Herzlichste begrüßt und hocherfreut ins Haus gebeten. Diana schickte eilig einen Jungen zum Lädchen an der Ecke, damit er Joghurt und Kekse für mich kaufen solle. Die Begegnung war so herzlich, so freundlich. Diana erzählte mir, dass sie gute tamales kocht und verkauft. Das ist eine hiesige Spezialität. Gemüse und verschiedene Fleischsorten werden in Banananblätter eingewickelt gedünstet. Sie will mich mal zum Essen einladen und mit mir in den Bergen wandern. Ich bin gespannt, wie der Kontakt weitergeht.
- Im Bus ins Zentrum von Medellín. Ich stieg alleine in den Bus ins Zentrum von Medellín. Ziel war eine Art Baumarkt. Haltestellen gibt es kaum und wenn, dann sind sie meist namenlos. Ansagen oder Anzeigen, wo der Bus hält gibt es gar nicht. Der Bus hält, wo man aus- bzw. einsteigen möchte. Das ist sehr bequem und freundlich, wenn man weiß, wo man aussteigen muss, um zu seinem Ziel zu kommen. Das ist immer wieder aufregend und zwangsläufig muss man andere Fahrgäste oder den Busfahrer fragen. Ich habe hier tatsächlich erst sehr wenige Busfahrerinnen erlebt. Eine Frau saß bei besagter Fahrt im Bus neben mir. Ihr Mann bat den Busfahrer sie an der Puente 4 sur rauszulassen. Ich vergewisserte mich bei ihr, wo sie aussteigen wollen und erfuhr, dass wir tatsächlich dasselbe Ziel hatten und schon waren wir im angeregten Gespräch und lernten uns kennen. Die 40 minütige Fahrt verging wie im Flug. Wir tauschten Telefonnummern aus und ich bin gespannt, ob wir uns wiedersehen.
Den Deutschen wird hier, wie allen Ausländer*innen sehr viel Wertschätzung, Interesse und Offenheit entgegengebracht. Mich freut und wundert das zugleich und manchmal ist es mir fast zu viel des Guten. Viele äußern auch eine Bewunderung für Deutschland. Bewundert wird der Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg, die Schaffermentalität, der Wohlstand und die Exportstärke. Ich bin immer wieder erstaunt, dass viele Menschen hier etwas über die deutsche Geschichte wissen.


