Fragen und Antworten

Immer wieder werde ich gefragt, wo und wie ich hier in Kolumbien lebe. Heute gibt es ein paar Antworten. Und für diejenigen, die erst ab hier meinen Blog lesen: Ich heiße Armgard, bin gerade 58 Jahre geworden, liebe die Freiheit und lebe seit 2,5 Wochen in Kolumbien. Diesen mutigen und abenteuerlichen Schritt habe ich gewagt, weil ich mich in Kolumbien sehr wohl fühle, schon öfter hier war und meine kolumbianische Wahlfamilie hier lebt. 9 Monate lang habe ich alles geplant: in Berlin meine Wohnung aufgegeben, alles verkauft oder verschenkt, meine Auswanderung gut überlegt und so gut wie möglich vorbereitet: Versicherungen kündigen, neue Auslandskrankenversicherung finden, Steuerangelegenheiten regeln, meine Freiberuflichkeit vorübergehend aufgeben, Abschied nehmen von Freund*innen, Auftraggeber*innen, Workshopteilnehmer*innen, Familie, Nachbarn. Es gab viele letzte Male: Zum letzten Mal meine Wahlfamilienmenschen in Deutschland sehen und umarmen, bei meinem Kreuzberger Lieblingsvietnamesen essen, donnerstags bei Eleonora und Giovanna Biodanza tanzen, durch Berlin radeln, mit meinem geliebten roten Motorroller fahren, durch die Marheinikehalle bummeln, auf dem Markt einkaufen… Die letzten Wochen und Monate habe ich sehr bewusst erlebt. Und immer wieder kam mir der Gedanke: Was werde ich in Kolumbien wohl am meisten vermissen? Ich werde es erleben, ojala = hoffentlich….und darüber berichten.

Diesen Blog schreibe ich, um in Kontakt zu bleiben mit Menschen, die mich kennen, die meinen abenteuerlichen Weg verfolgen möchten, für alle, die interessiert sind an meinem großen Schritt in einen neuen Lebensabschnitt, die sich inspirieren lassen möchten und für mich. Durch das Schreiben und die Überlegungen, was Andere wohl interessieren oder erstaunen könnte, nehme ich Vieles hier bewusster wahr, halte inne, frage nach. Es ist auch ein Experiment und ein Ausprobieren und: ein Ringen mit der Technik. Mein Vorsatz: Es muss nicht perfekt sein und soll mir Spaß machen! Schreib mir gerne, was Du wissen möchtest und gib mir Rückmeldung. Hierfür gibt es die Kommentarfunktion. Ich freue mich auf Nachrichten. Das ist eine schöne Möglichkeit in Kontakt zu bleiben, finde ich!

O Wo lebst Du in Kolumbien? Ich lebe in einem pueblo = Dorf, namens Caldas, 1,5 Stunden von Medellìn entfernt, auf 1750m Höhe. Die Region, also quasi das Bundesland, heißt Antioquia. Ich finde, Caldas ist eher eine Kleinstadt, immerhin leben in dieser Gemeinde 82000 Menschen, darin sind viele weit verstreute Außenbezirke (veredas) eingeschlossen. Im Zentrum ist es quirlig, lebendig, laut, es gibt unzählige keine Läden, teils wird durch vergitterte Tore verkauft, es gibt Läden, in denen man wie früher an einer langen Theke ganz individuell bedient wird und Supermärkte gibt es auch. Im Zentrum sind viele Straßenhändler*innen, meist Männer, die Obst (Mangos, Ananas, Bananen, Papaya, …), Gemüse (Jucca, Tomaten, Avocado,…), Süßigkeiten verkaufen und teils laut anbieten. Von überall her schallt laute spanische Musik, Salsa, Ballenato… Im Zentrum ist, wie in wohl allen Dörfern hier, die plaza, ein quadratisch angelegter gut besuchter Platz mit Palmen, blühenden Pflanzen, Kaffeeverkäufern und zahlreichen Sitzgelegenheiten. Eine riesige Kirche dominiert den Platz. 95 % der Menschen sind katholisch, die Kirchen sind gut besucht. In vielen Alltagsfloskeln drückt sich die Gläubigkeit der Menschen aus. „Que dios te bendiga = Möge Gott Dich schützen“ oder „Si dios quiere = So Gott will“ hört man oft.

O Wie kam es zu deiner Entscheidung nach Kolumbien zu ziehen? Die Entscheidung fiel im März 2021. Ich kenne Kolumbien und v.a. Medellín schon viele Jahre, habe hier eine kleine Wahlfamilie mit wunderbaren Menschen, hatte den letzten Winter hier verbracht, mich sehr wohl gefühlt, die Wärme genossen.

Die Pandemie hat viel in mir in Bewegung gesetzt. Zunächst der Schock, dass alle Aufträge abgesagt wurden, was mich als Freiberuflerin (www.wende-gesundheitsmanagement.de) sehr getroffen hat. Dann die Erkenntnis, dass dieser Zustand lange anhalten würde, die Einsamkeit als Alleinlebende…Vieles machte mir zu schaffen und Sinnfragen beschäftigten mich: Wie will ich leben? Was gibt meinem Leben Sinn? Wer bin ich ohne zu arbeiten und ohne Anerkennung von außen zu bekommen? Mir wurde klar: Ich möchte Vieles ändern, nicht mehr alleine leben, raus aus Berlin, in der Natur und ohne 5 Monate Winter, also in einem warmen Land leben, Fixkosten senken, minimalistischer leben, achtsam und bewusst. Klar, in Kolumbien ist auch Pandemie, man muss ständig Maske tragen… aber es wird hier scheinbar keine Angst geschürt (ich gucke hier jedoch auch keine Nachrichten…), jedenfalls gehen die Menschen, denen ich begegne, gelassen mit der Pandemiesituation um. Ich wurde noch nirgens nach meinem Impfstatus gefragt… Die Gelassenheit tut gut.

O Wie hast Du den Umzug gemacht? Ich dachte zunächst, ich schicke einige Kisten per Seefracht. Aber das ist super teuer: 2qm kosten über 4000 Euro. Schnell war klar: So viel wie möglich verkaufen und verschenken! Das war ein Minimalisierungsakt, der viel Energie gebraucht hat. Von so vielen Dingen habe ich mich getrennt, was mir nicht leicht fiel. Schließlich habe ich 5 Kisten à 10 – 20 kg mit DHL hierhergeschickt. Das war die günstigste Möglichkeit und alle kamen an. Hurra!!! Glücklicherweise konnte ich bei verschiedenen Freudinnen ein paar Dinge unterstellen. Danke!!! Hierhergeflogen bin ich mit 3 Koffern à 23 kg und 8 kg Handgepäck und einem Einfachticket: Hergekommen um zu bleiben. Wao! Welch ein Schritt!

O Wie lebst Du in Kolumbien? Ich lebe bei meiner Herzensfreundin Olga, die von hier stammt. Wir haben uns vor Jahren hier kennen gelernt. Wir teilen uns eine 45 qm kleine Wohnung und richten sie gerade schön her. Mittelfristig möchten wir aufs Land ziehen und einen schönen, sicheren Ort finden.

Auch hier gibt es Regentage – 15-25 grad wärmer als im deutschen Winter

O Hast Du Arbeit? Was arbeitest Du? Ich lebe aktuell von Erspartem und genieße eine Sabbatzeit. Mit dem starken Euro ist das Leben hier günstig. Die Inflation ist spürbar. Vieles ist teurer als vor einem Jahr. Mal sehen, was sich arbeitsmäßig für mich ergibt. Es gefällt mir, hier langsam anzukommen, viel spanisch zu sprechen und immer mehr zu verstehen, Freund*nnen zu treffen, Ausflüge zu machen, in diese so andere Kultur einzutauchen, mich langsam zurecht zu finden und einzuleben. Jede Fahrt mit einem Bus ist ein kleines Abenteuer, da es kaum feste Haltestellen gibt bzw. man muss diese eben als solche kennen bzw. erkennen, Fahrpläne und Fahrzeiten gibt es bei den innerstädtischen Bussen nicht. Das Schöne ist, der Fahrer (mir sind bisher nur Männer begegnet) lässt einen raus, wo man möchte. Alle bedanken sich freundlich für diesen Service.

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Mein Leben in Kolumbien

Seit Dezember 2021 lebe ich in Kolumbien. Ich habe mich in Deutschland abgemeldet um hier ein "neues" Leben zu beginnen. Das ist aufregend, abenteuerlich und spannend. Ich gebe in meinem Blog Einblicke in mein Leben hier. Und ich möchte dazu beitragen dass sich der schlechte Ruf den Kolumbien wegen Drogenhandel, Krieg und Kriminalität hat, wandelt. Die allermeisten Menschen hier sehnen sich nach einem Leben in Frieden, Sicherheit, mit weniger sozialer Ungleichheit und weniger Armut. Die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen ist herzerwärmend. Die tropische Natur ist wunderschön.

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