Drei Monate in Berlin

Was mich in Deutschland am meisten beeindruckt hat

Nach 8 Monaten in Kolumbien lebend war ich gerade für fast drei Monate in Deutschland, überwiegend in Berlin, im schönen Seengebiet am Rande der Mecklenburger Seenplatte, in Stuttgart und Sindelfingen, wo ich aufgewachsen bin und immer weg wollte. Meiner Herzensfreundin Olga habe ich mein Heimatland gezeigt, wir haben Freund*innen und Familie besucht und die kuturellen, gesellschaftlichen und politischen Unterschiede zwischen Kolumbien und Deutschland bestaunt. Und dann habe ich 7 Wochen lang 3-4 Seminartage pro Woche geleitet. Das war wunderbar, erfüllend, die Resonaz der Teilnehmer*innen war sehr gut und es war auch ganz schön anstrengend. Mit zunehmendem Alter brauche ich einfach mehr Erholzeit ; )) Kennst Du das auch?

Am meisten beeindruckt hat mich die Ruhe in den Berliner Kiezen und wie entspannt man dort Tag und Nacht unterwegs sein kann. Ja, nun denkst Du vielleicht: was? Berlin ist doch eine riesige, turbulente Stadt mit so viel Lärm, Verkehr, so vielen Menschen auf engem Raum. Es ist doch anstrengend dort unterwegs zu sein. Genau so war meine Wahrnehmung in den 11 Jahren, die ich hier gelebt habe, auch. In der Kleinstadt Caldas und im nahe gelegenen Medellín in Kolumbien, wo ich vor 11 Monaten hingezogen bin, ist es dagegen fast überall laut, voll, hektisch, Musik schallt aus allen Richtungen, Waren werden mit Megafon feil geboten, so dass ich mir fast die Ohren zuhalten muss und nur weg will. Und man ist stets wachsam und mit einer erhöhten Anspannung unterwegs, weil es hier mehr Kriminalität gibt.

Der öffentliche Nahverkehr in Berlin, das riesige U-Bahn-und-S-Bahn-Netz, die vielen vielen Buslinien, die Tramlinien, die vielen Haltestellen, die enge Taktung, die Fahrten im ICE, …all das hat mich fasziniert. Und die Fahrten im ICE habe ich genossen wie noch nie! In rasender Geschwindigkeit auf bequemen Sitzen durchs Land gefahren zu werden: welch ein erhebendes Gefühl! In Kolumbien gibt es als öffentlichen Personentransport lediglich in Medellín überirdische Metrolinien und Seilbahnen und wie überall im Land Busse. Das Busnetz ist sehr gut und auch kleine Dörfer sind so erreichbar.

Was noch besonders war für mich: Der geordnete Straßenverkehr, in dem die Fahrspuren eingehalten werden, kaum gehupt und am Zebrastreifen angehalten wird, wenn jemand die Straße überqueren möchte. Ja, auch hier gibt es Raser und Kampfradler, die rücksichtslos unterwegs sind. In Kolumbien geht es jedoch noch viel wilder, chaotischer zu, es wird ständig gehupt, gedrängelt, gerast, weder als Fußgänger*in noch auf dem Rad wird man respektiert.

Begeistert war ich von der enormen Käsevielfalt, den vielen wunderbaren Brotsorten, Laugenbrötchen, Pflaumenkuchen, Schwarzwälder Kirschtorte, Quark, Mozarella. Es war mir ein Genuss bei schönem Sonnenschein Fahrrad zu fahren, über den Winterfeldtmarkt in Schöneberg oder den Markt am Maybachufer in Kreuzberg zu bummeln, das frische Gemüse und Obst zu bestaunen, die Düfte der Essstände zu riechen, die Käseauswahl zu bestaunen, Bioprodukte und Dinkelbrote zu genießen…

Zu den Fotos in Berlin: Herumliegende Fahrräder und Briefkästen gibt es in Kolumbien nicht. Ich staune über die Käsetheke im Edeka.